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Frederik Marroquín

Portfolio

Prosthetic Problems

2017–2018  •  Performance, Installation

Untersuchung über den Zeitraum von vier Monaten

Holzlatten, Schrauben

Kamera: Leonie Joppich

Die Arbeit handelt von einer Hürde, die ich unmittelbar vor meiner Zimmertür installiert hatte. Vor meinen pri­va­tes­ten Raum, in dem ich schlafe, sämtliche Arbeiten am Computer erledige, lese und zeichne. Jedes Mal, wenn ich hinein oder hinaus wollte, musste ich das Objekt über­win­den. Mein Interesse liegt in der Unumgehbarkeit von Skulptur, der Verbindung von Spiel und Zwang, von wie­der­kehrender Konfrontation mit Verhaltensmustern, die in diesem Falle am Beispiel der motorischen Bewegung abgearbeitet werden. Die Versuchsanordnung ist modell­artig. Ich nehme sowohl die Rolle des Entwicklers des Ex­pe­ri­ments, des Beobachters, Notierenden und Aus­wer­ten­den, als auch die Rolle des Probanden ein.

Die Struktur der Hürde erlaubte eine Vielzahl von Be­we­gungen, die in dem jeweiligen Moment improvisiert wer­den mussten. Eine meiner häufigsten Fort­be­we­gungs­arten, der aufrechte Gang auf horizontalem, flachen Grund, wurde dabei aber mit Sicherheit ausgeschlossen. Es ist kein Gehen, höchstens ein Hinken möglich.

Jeder Durchlauf fußt auf den vorhergehenden Be­wäl­ti­gungen des Weges. Es gibt drei wesentliche Faktoren, die die Bewegungsmuster prägen. Die Form der Skulptur for­dert vor allem: kriechen, sich winden, abstützen, hängen, hochziehen, weiterdrücken. Dann die Verfassung, in wel­cher ich mich in die Skulptur begebe und schließlich die Alltagsobjekte, die von A nach B in oder aus meinem Zim­mer gebracht werden müssen. Wäsche, Staubsauger, Geschirr, Rucksack etc.

In jedem Fall führte die Hürde zu einer verlangsamten Wahrnehmung des Zwischenraumes. Während der vor­mals ohnehin schmale Gang nochmals kompakter wurd, stieg die Dauer des Aufenthalts an. Es ist nicht möglich im Wortsinn die Skulptur zu umgehen ohne sie zu zer­stö­ren, wohl aber ist es möglich ihr auszuweichen, ge­wis­ser­maßen sogar notwendig. Es muss ausgehandelt wer­den inwieweit der Weg des geringsten Widerstands ge­wählt wird und wie viel Spiel, wie viel direkte Kon­fron­ta­tion mit dem Material eingebracht wird.