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Frederik Marroquín

Portfolio

Failing Forward (I)

2016  •  Performance

Failing Forward (II)

Gips, Bottiche

Kamera: Leonie Joppich

Ich gieße meine Füße in Gips ein und laufe solange bis die »Gipsschuhe« vollkommen zerbrochen sind und ich wieder uneingeschränkt mit meinen Alltagsschuhen laufen kann. Ausgangsort ist die »Spezialschule für Bildhauerei«. Weder der Weg noch das Ziel wurde im Voraus fest­ge­legt.

Der Herstellungsprozess der Gipsschuhe erfolgt als meine ständige Vor- und Zurückwandlung vom Pro­du­zent einer Skulptur zur Skulptur selbst. Dieser Prozess beinhaltet den spielerischen Umgang mit un­vor­her­seh­baren Elementen. Weder wurde das Material korrekt an­ge­mischt, noch lassen sich beide Gussformen ablösen. Im deutschen Sprachgebrauch lassen sich Verbindungen zwischen dem Bewegen und der Bewegung des Körpers, der Verortung im Raum und dem Misslingen feststellen: Fehltritt, Fehlschlag, Niederlage. Eine Bauchlandung hin­legen, nach hinten losgehen, schiefgehen, auf die Nase fallen, bruchlanden.

Der Vergleich hinkt. ⇩ ↓

In der Auflistung der Mobilitätsgrade 1–4 für Prothetik der unteren Extremitäten, ein Einstufungssystem der gesetz­lichen Krankenversicherung in Deutschland, wird der An­wender einer Prothese des Grades 2 unter dem Namen »eingeschränkter Außenbereichsgeher« aufgezählt. Er be­sitzt die Fähig­keit oder das Potential, sich mit einer Pro­these mit geringer Gehgeschwindigkeit fort­zu­be­we­gen und dabei niedrige Umwelthindernisse, wie Bord­steine, einzelne Stufen, oder unebene Böden, zu über­win­den. Gehdauer und Gehstrecke sind aufgrund seines Zu­standes limitiert.

Das Potential der selbstgewählten Einschränkung wird untersucht. In seinem autobiographischen Werk »Berliner Kindheit um Neunzehnhundert« schreibt Walter Benjamin: So kann ich davon träumen, wie ich einmal das Gehen lernte. Doch das hilft mir nichts. Nun kann ich gehen; gehen lernen nicht mehr. Die Prothese interessiert mich nicht als Wiederherstellungswerkzeug der ver­meint­lich anzustrebenden Gangart auf zwei Beinen, son­dern als Versuch des Neulernens.